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"Drei Kinder allein im Wald" Artikel aus dem Freien Wort

 

Familienzusammenführung: Christina, Katarina und Christoph ... Copyright: camera900.de

 

Familienzusammenführung: Christina, Katarina und Christoph ... Copyright: camera900.de

VON RAIMUND SANDER 
STEINHEID – Vor Erleichterung weinend, schlossen Christian und Martina Ott ihren Sohn Christoph und die zwei Nichten Christina und Katarina auf dem Parkplatz Limbach in die Arme – das glückliche Ende einer Rennsteigwanderung, die hätte tragisch ausgehen können. 

Am Montagvormittag, erzählt Christian Ott, waren er und seine Frau, ihre beiden Kinder Christoph und Alexandra mit den aus Rostock stammenden Schwestern Christina und Katarina sowie Oma Andrea Stegen von ihrem Quartier in Mellenbach-Glasbach nach Neuhaus am Rennweg aufgebrochen. Eigentlich wollte Familie Ott aus Brandenburg, wie in den Jahren zuvor, in Thüringen ihren Winterurlaub verbringen. Doch angesichts des raren Schnees entschied man sich für eine Rennsteigwanderung. 

Bis zur Steinheider Hütte an der Bundesstraße 281 wanderte die siebenköpfige Gruppe gemeinsam. Plötzlich waren die drei zwölf-, acht- und siebenjährigen Kinder wie vom Erdboden verschwunden. Alexandra und die Erwachsenen suchten fieberhaft die Umgebung ab, jedoch vergeblich. Das muss gegen 13 Uhr gewesen sein. 

Immer den Rennsteig entlang 

Nachdem die Kinder auch nach eineinhalb Stunden nicht wieder auftauchten, musste die besorgte Familie davon ausgehen, dass sich die Dreierbande verlaufen hat. Gegen 14.45 Uhr, berichtet Andreas Barnikol, informierten sie die Polizeiinspektion in Sonneberg, die ihrerseits eine große Suchaktion startete. „18 Beamte von der Sonneberger Polizeiinspektion, 24 Bereitschaftspolizisten aus Rudolstadt samt Fährtensuchhund aus Gera sowie ein neunköpfiges Team der Bergwachtbereitschaft Scheibe-Alsbach durchkämmten daraufhin das gesamte Gebiet zwischen Neuhaus, Steinheid und Scheibe-Alsbach“, zählt der Leiter der Sonneberger Dienststelle auf. 

„Wir sind einfach auf dem Rennsteig weitergegangen“, erzählt Christina. „Als meine Tante, mein Onkel, die Oma und Alexandra nicht mehr hinter uns waren, haben wir eine ganze Weile gewartet.“ Doch dann sei man einfach weitergegangen, immer dem Rennsteig entlang. „Ich dachte ja“, erklärte die Zwölfjährige, „der Rennsteig verläuft im Kreis und wir kommen wieder an der Wanderhütte raus.“ Also gab sich das Trio alle Mühe, so schnell wie möglich wieder bei den Eltern zu sein. 

Tatsächlich liefen sie immer den Rennsteig entlang. Die drei Kinder legten die etwa 15 Kilometer von Sandwieschen bis Masserberg in beachtlichen drei Stunden zurück. 

Gegen 16.30 Uhr sprach Christina, die Älteste der jungen Wanderer einen Ortsansässigen an. Der Mann informierte geistesgegenwärtig die Polizei. Daraufhin konnte die Suchaktion abgebrochen werden. „Insgesamt fünf Rennsteigwanderer haben die Kinder gesehen, doch keiner hat Verdacht geschöpft, dass sie gesucht werden könnten“, wundert sich Bergwacht-Bereitschaftsleiter Konni Lutter über so viel Sorglosigkeit. 

Mit zwei Streifenwagen wurden die Kinder von der Kurklinik Masserberg nach Limbach geholt, wo inzwischen auch der besorgte Rest der Familie eingetroffen war. Sogar die hartgesottenen Polizeibeamten sahen verstohlen weg, als sich die Familie weinend in den Armen lag. 

Vom vielen Laufen tun die Beine weh 

„Mir tun vom vielen Laufen die Beine weh“, war das einzige, was der achtjährige Christoph, der zitternd am Polizeiauto stand, hervorbrachte. Klein-Katarina war nur froh, endlich wieder bei der Oma zu sein. „Wie können wir das nur wieder gutmachen?“, fragte Andrea Stegen die Polizisten. 

Die Beamten lachten nur – selbst froh, dass die Aktion so glimpflich ausgegangen war. 

Unterdessen durchkämmten am Abend Suchmannschaften den Wald bei Ilmenau, um eine verirrte Frau und ihren Sohn aus Brandenburg zu finden. Ein Förster hörte schließlich die Hilferufe der Vermissten. 

Familienzusammenführung: Christina, Katarina und Christoph (von links) wurden überglücklich in die Arme geschlossen. Oma Andrea Stegen, Alexandra, Andrea und Christian Ott waren sehr erleichtert, als die Polizei die drei gesund zurückbrachte. - FOTO: camera900.de 

Aus dem Freien Wort vom 06.02.2007.